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Die Expertin erklärt

Reha bei Diabetes ist wichtig und sicher - trotz Corona

Diabetiker:innen gehören zu den Corona-Risikogruppen. Entsprechend groß ist die Verunsicherung: Soll ich während der Pandemie auf meine Reha verzichten? Wie gut bin ich in der Rehaklinik vor einer Infektion geschützt? Welche Folgen kann es haben, wenn ich meine Erkrankung nicht therapieren lasse? Chefärztin Dr. med. Sylvia Zipse gibt Antworten auf diese Fragen und bietet Betroffenen eine Orientierungshilfe. Und: Patient:innen berichten über ihre Reha in Zeiten der Pandemie.

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    Diabetes mellitus ist mit über sechs Millionen Betroffenen die Volkskrankheit Nr.1 in Deutschland. Vor allem die Zahl an Menschen, die an Diabetes-Typ-2 leiden, steigt rasant an.

    Die Erkrankung nicht auf die leichte Schulter nehmen
    Diabetes-Typ-2 verursacht zunächst kaum Beschwerden, führt unbehandelt aber zu ernsten Folgeerkrankungen. Dr. med. Sylvia Zipse, Chefärztin der Rehaklinik Ob der Tauber, erklärt das Risiko: „Je nachdem, wie lange die Patient:innen schon an Diabetes erkrankt sind und wie exakt der Blutzucker eingestellt ist, kann es im Laufe der Diabetes-Erkrankung zur Schädigung der Gefäße und Nerven kommen. Mögliche gravierende Folgeerkrankungen sind u.a Schlaganfall oder Herzinfarkt, Nierenleiden und Amputationen oder Erblindung.“

    Sollte ich meine Reha wegen Corona verschieben?
    “Die Reha aus Angst vor einer Infektion zu verschieben ist nicht empfehlenswert“, so Dr. Sylvia Zipse. Die Chefärztin erklärt weiter: „Besonders für Diabetes-Patient.innen, die an mehreren Erkrankungen leiden, psychische Krisen durchleben oder mit schlechten Blutzuckerwerten kämpfen, müssen dringend behandelt werden. Denn: Diabetes kommt selten allein - denken Sie an die Folgeerkrankungen“.

    Wie gefährlich ist eine Corona-Infektion für Diabetiker?
    “Ein Risiko für einen schweren Verlauf einer COVID-19-Erkrankung lässt sich weniger an verschiedenen Diabetes-Typen ausmachen, als vielmehr an bereits bestehenden Organschädigungen oder einer Immunschwäche bei schlecht eingestellter Diabetes. Ein geringeres Risiko für einen schweren Krankheitsverlauf haben Diabetiker:innen, deren Blutzuckerwerte gut eingestellt sind. Eine professionelle Therapie der Diabeteserkrankung, z.B. im Rahmen einer Reha, ist also auch vor dem Hintergrund von Corona sehr wichtig“, so Chefärztin Dr. Zipse.

    Ich werde professionell therapiert und fühle mich sicher
    Trotz coronabedingter Einschränkungen fühlen sich die Patient:innen in der Rehaklinik Ob der Tauber sicher und gut betreut: „Wegen schlechter Blutzuckerwerte hat mir mein Hausarzt eindringlich zu einer stationären Reha geraten. In Bezug auf Corona hatte ich im Vorfeld eigentlich keine Bedenken. Meine Frau arbeitet als Pflegekraft in einem Altenheim und von ihr kenne ich die Sicherheitsmaßnahmen. Trotzdem war ich sehr positiv überrascht, wie vorbildlich die Maßnahmen in der Klinik vor Ort umgesetzt werden. Ich bin von dem Konzept überzeugt und fühle mich sehr sicher - vielleicht sogar sicherer als zuhause“. (Markus Z., 50 Jahre,Typ-2-Diabetiker)
    “Bereits seit 2-3 Jahren sind meine Blutzuckerwerte sehr schwankend und oft zu hoch. Entsprechend leide ich unter Begleiterkrankungen und benötige professionelle Unterstützung bei der Insulin-Therapie. Für eine Reha habe ich mich bewusst entschieden, da ich deutlich weniger Angst vor einer Infektion als vor den Folgeschäden meiner Diabetes-Erkrankung habe. Hier in der Klinik gibt es strenge Sicherheitsmaßnahmen-und Hygienevorschriften und entsprechend fühle ich mich sehr sicher und die Therapien helfen mir gut“.(Sabine W., 56 Jahre, Typ-1-Diabetikerin)

    Sicherheit steht an erster Stelle
    “Für unsere Klinik haben wir ein flächendeckendes Sicherheits- und Hygienekonzept entwickelt, das uns seit Pandemiebeginn begleitet. Bereits mit dem Einladungsschreiben wird ein Risiko- und Symptomfragebogen versendet. Bei der Aufnahme in die Klinik werden alle Patient:innen mittels Antigenschnelltest auf eine Corona-Infektion getestet und nur bei negativem Ergebnis aufgenommen. Der Test wird zur Sicherheit nach 3-5Tagen wiederholt und es erfolgen tägliche Temperaturmessungen. Alle Patienten erhalten einen Hygiene-Leitfaden, entsprechende Schulungen und FFP2-Masken für den Gebrauch in der Rehaklinik. Die täglichen Abläufe entsprechen der Pandemiesituation. So werden Mahlzeiten zeitversetzt und in festen Gruppen eingenommen, die Größe der Therapiegruppen reduziert und sportliche Aktivitäten an die Situation angepasst“, erklärt Chefärztin Dr. Zipse.

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Die Expertin erklärt

Volkskrankheit Depressionen: Ursachen, Diagnose und Therapie

Depressionen gehören weltweit zu den häufigsten psychischen Erkrankungen und gehen mit einer hohen Krankheitsbelastung, erheblichen psychosozialen Beeinträchtigungen und viel häufiger als früher angenommen auch mit chronischem Verlauf einher, wenn sie nicht frühzeitig erkannt und behandelt werden. Es wird davon ausgegangen, dass rund 8% aller Bundesbürger:innen innerhalb eines Jahres an einer Depression erkranken.

Dr. med. Britta Menne, Ärztliche Direktorin der Rehaklinik Glotterbad und des Zentrums für Ambulante Psychosomatische Rehabilitation Glotterbad (ZAPR), geht in folgendem Beitrag ausführlich auf Ursachen, Diagnose und Therapiemöglichkeiten der Volkskrankheit Depressionen ein.

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    Häufig stehen konkrete familiäre, berufliche oder lebensgeschichtlich negative Belastungen am Anfang einer Depression. Auch Einsamkeit z.B. auf Grund Migrationsbelastung oder sozialer Ausgrenzung und Mobbingerfahrungen sowie dauerhafter Stress und fehlende Regeneration spielen eine wesentliche Rolle. Genetische Disposition, Hormon-, Vitamin- und Stoffwechselstörungen können weitere Einflussfaktoren sein.

    Die Diagnose Depression wird nach Symptomen, Verlauf und Anzahl von Symptomen gestellt. Depressionen äußern sich in unterschiedlicher Schwere und im Wesentlichen als eine Erkrankung der „-Losigkeit und des Verlustes“. Sie gehen einher mit gedrückter Stimmung und Traurigkeit, mit Interessen-, Appetit-, Hoffnungs-, Antriebs- und Freudlosigkeit. Der Schlaf ist gestört und wird als nicht mehr erholsam erlebt. Tagesmüdigkeit, Erschöpfung und Konzentrationsstörungen aber auch Gewichts- und Libidoverlust können die Folge sein. Dies Alles, verbunden mit Grübel-, Schuld- und Insuffizienzgedanken wirkt sich äußerst negativ auf das Selbsterleben, Selbstvertrauen und Selbstwertgefühl aus und führt in einen Teufelskreis, aus dem Betroffene ohne Unterstützung von außen meist nicht mehr herauskommen können. Sie ziehen sich immer mehr aus sozialen Bezügen und Aktivitäten zurück und sind zunehmend unfähiger, ihre familiären und beruflichen Anforderungen zu erledigen.

    Die bio-psycho-sozialen Funktionsstörungen einer Depression schränken nicht nur die allgemeine Leistungs- und Teilhabefähigkeit ein, sondern führen häufig zur Arbeitsunfähigkeit und in chronifizierten Fällen auch zur Frühverrentung. Nach Schätzungen der Global Burden of Disease Studie der WHO sind Depressionen weltweit eine Hauptursache für krankheitsbedingte Behinderung. Laut einer Erhebung der DAK-Gesundheit hatten in Deutschland psychische Erkrankungen 2018 einen Anteil von 15,2 Prozent am Gesamtkrankenstand. Die meisten Fehltage am Arbeitsplatz entfielen mit 93 Tagen je 100 Versicherte auf Depressionen. Frauen sind fast doppelt so häufig betroffen wie Männer. Auch in der Psychosomatischen Rehaklinik Glotterbad und dem Zentrum für Ambulante Psychosomatische Rehabilitation ZAPR Glotterbad liegt die Zahl chronifiziert depressiv erkrankter Rehabilitanden auf konstant hohem Niveau. Der Zuweisungsanteil ist in den letzten 5 Jahren sogar nochmal um ca. 4% gestiegen. Depressionen beruhen in nicht unerheblichem Maße auch auf traumatischen Erlebnissen, Vernachlässigung und ungünstigen Bindungserfahrungen in der Kindheit. In zunehmender Zahl werden bereits bei Kindern und Jugendlichen die Symptome einer Depression beobachtet und die Diagnose gestellt. Als Ursachen werden v.a. Druck in der Schule, Mobbing und soziale Isolierung bzw. Einsamkeit angesehen.

    Insofern handelt es sich um eine bedeutende Volkskrankheit von erheblicher gesellschaftlicher, gesundheitspolitischer und wirtschaftlicher Bedeutung. Leider sind zu viele Betroffene immer noch unzureichende versorgt und es werden Depressionen immer noch zu häufig nicht erkannt oder inadäquat behandelt.  Die Ursache liegt u.a. darin, dass die Behandlung durch die notwendige Kombination von therapeutischen Interventionen mit unterschiedlichen Leistungserbringern oft sehr komplex und der damit verbundene Vernetzungsaufwand hoch ist. Diesem Problem trug der gemeinsame Bundesausschuss (G-BA) nunmehr Rechnung, indem er am 15.08.2019 den Weg frei machte für Vorgaben zur Langzeitbetreuung und Koordination der Behandlung von Patienten mit chronischen oder wiederholt auftretenden depressiven Episoden im Rahmen eines strukturierten Krankheitsversorgungsprogramms. Dieses Disease-Management-Programm (DMP) soll regelmäßige Ver­laufskontrollen vorsehen, bei denen der koordinierende Arzt insbesondere die Symptomausprä­gung und -veränderung, das psychosoziale Funktionsniveau und die Behandlungseffekte beurteilt. Ebenso wurden Vorgaben für das Vorgehen zu Suizidalität, Krisenmanagement, Schulungen und Selbsthilfeförderung festgelegt. Damit ist mit diesem 6. DMP zum ersten Mal ein Programm für eine Psychische Erkrankung auf den Weg gebracht worden. Besonders zu betonen und positiv zu bewerten ist, dass neben dem Aspekt Schulung und Selbsthilfemanagement besonders der verpflichtenden Einbindung von Fachärzten und Therapeuten spätestens nach 6 Wochen Krankheitsdauer Aufmerksamkeit geschenkt wurde.

    Die Rehaklinik Glotterbad, als eine Fachklinik für Psychosomatische und Psychotherapeutische Medizin versucht mit ihrem bio-psycho-sozialen Verständnis und Vorgehen durch Berücksichtigung aller drei bio-psycho-sozialen Einflussfaktoren den depressiven Teufelskreis zu durchbrechen und Betroffenen nachhaltig wieder zu mehr Selbstwirksamkeit und Lebensfreude zu verhelfen. Das Therapieangebot umfasst neben Aufklärung, Psycho- und Pharmakotherapie v.a. die multimodale Reaktivierung und Stärkung von Ressourcen zur Lebensstiländerung sowie Stress- und Konfliktbewältigung. Hierbei spielen nicht nur die enge Vernetzung und der Austausch innerhalb des multiprofessionellen Teams eine zentrale Rolle, sondern auch die frühzeitige Nachsorgesicherung nach außen und die gezielte Förderung der Selbsthilfe.

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Die Expertin erklärt

So behalten Sie auch bei Gluthitze einen kühlen Kopf

Temperaturen über 35 Grad und wolkenloser Himmel – kurz gesagt: optimales Freibadwetter. Für den Körper jedoch ist die Hitze eine starke Belastung. Dr. Sylvia Zipse, Chefärztin der Rehaklinik Ob der Tauber in Bad Mergentheim gibt wichtige Tipps, wie das Wetter zu meistern ist.

Starke Hitze, pralle Sonne und ganz Deutschland stöhnt unter den hochsommerlichen Temperaturen. Gerade für ältere Mitmenschen, chronisch Kranke und Kinder birgt dieses Wetterlage Gefahren und Mediziner verzeichnen einen entsprechenden Anstieg von Patient:innen, die aufgrund der Hitze behandelt werden müssen.

 

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    Damit der Weg nicht direkt aus der Sonne zum Arzt oder sogar ins Krankenhaus führt, rät Dr. med. Sylvia Zipse, Chefärztin der Rehaklinik Ob der Tauber: „Durch die hohen Temperaturen wird der Körper extrem belastet. Halten Sie es daher wie die hitzeerprobten Südeuropäer: bleiben Sie im Schatten, trinken Sie viel Wasser und verlegen Sie körperliche Aktivitäten in die Morgen- und Abendstunden“.

    Insgesamt ist es wichtig, folgende Punkte zu beachten:

    1. Viel trinken
      Vor allem Wasser, ungesüßte Fruchtsäfte und Tees helfen, den Flüssigkeitshaushalt wieder auszugleichen. Wasserhaltige Früchte sind zudem eine gute Ergänzung – gerade bei Kindern. Alkohol, übermäßiger Kaffeekonsum oder Energydrinks sollten Tabu sein, da sie den Kreislauf zusätzlich belasten. Bei Autofahrten immer Getränke mitnehmen.
    2. Luftige Kleidung
      Weite und helle Kleidung verhindert, dass sich die Hitze am Körper staut.

    3. Vermeidung von körperlicher Belastung
      Wer nicht muss, sollte möglichst keine schwere körperliche Arbeit verrichten oder sie in die kühlen Morgen- und Abendstunden verlegen.

    4. Schutz vor der Sonne
      Um einen Sonnenbrand zu verhindern, sollte regelmäßig eine Sonnencreme mit ausreichendem Lichtschutzfaktor verwendet werden. Auch hier gilt es, besonders auf Kinder zu achten, da ihre Haut empfindlicher ist. Am besten ist es aber, pralle Sonne zur Mittagszeit und am frühen Nachmittag komplett zu meiden.

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Der Experte erklärt

Wandern macht gesund und glücklich

"Wandern geht immer" sagt Dr. Thomas Bösch. Der Chefarzt der Rehaklinik Überruh findet, dass sich keine andere Sportart so bedingungslos für jedes Alter und jedes Geschlecht eignet. In der Überruhgehört Wandern sogar zu festen Therapieangebot.

Als therapeutische Maßnahme bewährt sich das Wandern bei Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Durchblutungsstörungen oder Herzschwäche, aber auch bei Erkrankungen der Atemwege, etwa bei chronischer Bronchitis oder Asthma. Auch für Patient:innen mit chronischen orthopädischen Problemen im Bereich der Knie und der Hüfte ist Wandern eine sehr gute Therapie. Zudem hat es positive Auswirkungen auf die Psyche, es werden Stresshormone abgebaut, das Glückshormon Serotonin und der Glücksbotenstoff Dopamin vermehrt ausgeschüttet. Man kann also durchaus sagen, dass es kaum eine gesündere Sportart für jedes Alter und jedes Geschlecht gibt.

Weitere Informationen rund um das Wandern gibt Chefarzt Dr. Bösch im Interview mit dem SWR:
Interview zum nachlesen (Link)
Interview im O-Ton (Link)

Der Experte erklärt

Der Schlaganfall

Jährlich erleiden etwa 270.000 Menschen in Deutschland einen Schlaganfall. Er ist die dritthäufigste Todesursache und der häufigste Grund für Behinderungen im Erwachsenenalter. Demographisch bedingt werden Schlaganfälle weiter zunehmen und die Pflegebedürftigkeit der Betroffenen ansteigen. Allerdings sind sich Expert:innen heute einig, dass bis zu 70% der Schlaganfälle durch eine entsprechende Vorsorge zu vermeiden wäre: eine ausgewogene Ernährung, ausreichend Bewegung, Verzicht auf das Rauchen sowie die Kontrolle von Risikofaktoren wie Bluthochdruck, Diabetes oder Vorhofflimmern. Und auch die häufig schweren Folgen eines Schlaganfalls wären zu verhindern oder zu mindern bei rechtzeitiger, qualifizierter Behandlung sowie einer gut organisierten Versorgungskette.

Im Folgenden gibt Prof. Dr. med. Klaus Schmidtke, Chefarzt der Rehaklinik Klausenbach, einen ausführlichen Einblick in Ursachen, Prävention und Behandlung des Schlaganfalls - mit einem besonderen Augenmerk auf die Bedeutung der medizinischen Rehabilitation.

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    Die akute Behandlung des Schlaganfalls wie auch die Verhütung von Zweit-Schlaganfällen hat in Deutschland in den letzten Jahren wesentliche Fortschritte gemacht. In Bezug auf die Erstbehandlung ist dies durch die flächendeckende Einrichtung von spezialisierten Schlaganfall-Stationen in vielen größeren Krankenhäusern erreicht worden. Ein weiterer wichtiger Faktor liegt in den medizinischen Fortschritten der Therapie, unter anderem der Einführung der „mechanischen Thrombektomie“. Bei diesem Verfahren wird ein Katheder über die Leiste in die Blutbahn eingeführt und bis in die Hirngefäße vorgeschoben wird. Damit können frische Blutgerinnsel entfernt und auf diese Weise eine dauerhafte Behinderung gemindert oder sogar ganz verhütet werden.

    Ebenso bedeutend ist es, nach einen erlittenen Schlaganfall, oder auch einem minder schweren Vorboten eines Schlaganfalls, das Auftreten neuer Durchblutungsstörungen zu verhindern. Der erste Schritt hierfür ist die Suche nach der genauen Ursache. Mögliche Ursachen für Schlaganfälle sind Verkalkungen der Brustschlagader und der Halsschlagadern, Blutgerinnsel im Herzen (z.B. bei Vorhofflimmern oder nach Herzinfarkt), eine angeborene Neigung zu verstärkter Blutgerinnung u.a.m. Die richtige Ursache zu finden gelingt heute wesentlich häufiger als noch vor einigen Jahren, z.B. mit der Implantation kleiner Aufzeichnungsgeräte, die über viele Monate den Herzschlag überwachen. Je nach Befund kann nun eine vorbeugende Behandlung erfolgen. Auch hier gibt es in den letzten Jahren deutliche Fortschritte, z.B. den schonenden Verschluss von Öffnungen der Herzscheidewand durch Kathedereingriffe über die Blutbahn.

    Ein dritter wesentlicher Baustein der Schlaganfallbehandlung ist die neurologische Rehabilitation. Ihre Aufgabe ist es, beeinträchtigte körperliche und geistige Funktionen durch eine aktive Übungsbehandlung wieder aufzubauen – zum Beispiel bei Lähmungen, Feinmotorikstörung, Gangunsicherheit, Sprachstörung, Sehstörung oder geistiger Leistungsschwäche. Die Rehabilitation hat aber auch zum Ziel, die Betroffenen bei der seelischen Verarbeitung des Geschehenen und – soweit vorhanden – beim Abbau von „Risikofaktoren“ zu unterstützen. Risiken für einen Schlaganfall sind der Bluthochdruck sowie andere Faktoren, die Herz- und Gefäßerkrankungen begünstigen, also Rauchen, Zuckerkrankheit, Übergewicht, zu hohes „schlechtes“ Cholesterin (LDL) und Bewegungsmangel. Viele dieser Faktoren können und sollten durch eine Neuausrichtung des Gesundheitsverhaltens reduziert oder ausgeschaltet werden. Dies gilt natürlich in gleicher Weise für Menschen, die keinen Schlaganfall erlitten haben.

    In der Rehabilitationsklinik Klausenbach werden zu diesem Zweck viele Maßnahmen der Gesundheitsbildung angeboten, zum Beispiel Bewegungstraining, Arztgespräche, psychologischen Gruppen zur Stressbewältigung, Schulungen zur Ernährungsumstellung und Wissensvermittlung zum Thema Schlaganfall. Parallel wird die medikamentöse Therapie optimiert. Für die Zeit nach der Reha wird frühzeitig geplant. Hierzu gehört die Beratung zu der Frage, ob, wann und ggf. mit welchen Einschränkungen wieder Arbeitsfähigkeit bestehen wird, und welche Maßnahmen sinnvoll und möglich sind, um Betroffenen mit Behinderungen die Rückkehr in das Erwerbsleben zu ermöglichen. Dazu gehört in manchen Fällen auch die „Medizinisch-Beruflich Orientierte Rehabilitation“, mit ihrem Schwerpunkt auf der berufsnahe Therapie, der sozialen Beratung und der Wiedereingliederung. Dabei arbeiten wir mit der Rentenversicherung, mit einem externen Berufsförderungswerk und auch mit einer regionalen Selbsthilfeorganisation von Schlaganfall-Betroffenen zusammen.

    Unsere Erfahrung und Behandlungserfolge zeigen, dass nach Schlaganfällen in vielen Fällen die Rückkehr in ein normales Alltags- und Berufsleben möglich ist. In anderen Fällen gelingt eine gute, wenn auch nicht vollständige Wiedergewinnung der Selbständigkeit. In jedem Fall ist ein Schlaganfall, oder auch eine nur flüchtige Durchblutungsstörung des Gehirns oder Auges (genannt „TIA“ oder „Amaurosis fuxax“) Anlass, individuelle Ursachen und Risiken zu ergründen, zu behandeln und zu einem gesunden und risikoarmen Lebensstil umzusteuern. Akuttherapie und Rehabilitation leisten gemeinsam einen wichtigen Beitrag dazu, dass sich die Lebenserwartung und die Zahl der „guten Jahre“ verlängern.

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Die Expertin erklärt

Dr. Constanze Schaal gibt Informationen rund um die medizinische Rehabilitation

Das Thema Rehabilitation ist für viele Menschen wichtig - gerade im Zusammenhang mit einer Krebstherapie. Dr. Constanze Schaal ist Geschäftsführerin der RehaZentren Baden-Württemberg und Vorstandsvorsitzende der Deutschen Gesellschaft für Medizinische Rehabilitation (DEGEMED), dem Spitzenverband der medizinischen Rehabilitation in Deutschland. Im Interview mit der Initiative "German Cancer Survivors" spricht sie im Detail über mögliche Hilfsangebote im Rahmen einer Reha, welche Erwartungen Patient:innen daran haben können und für wen eine Reha In Frage kommt.

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